Realität oder Traumlandschaft?

Momentan schießen Selbstverteidigungsschulen wie Pilze aus dem Boden. Die Nachfrage und das Angebot sind also da.

Da es eine wirklich bedeutsame Entscheidung ist, wen man sich als Lehrer aussucht und für welchen Stil man sich entscheidet, sollte man sich doch im Vorfeld etwas informieren. Absolviere das ein oder andere Probetraining und mache dir einen Eindruck –  insbesondere von der Lehrperson.  

Wie lange betreibt der Lehrer schon Kampfsport / Kampfkunst und vor allem hat er außerhalb des behüteten Raumes noch andere Erfahrungen bezüglich der Selbstverteidigung gemacht? Reden und Tutorials machen kann ja jeder. Das Netz ist voll von „Experten“, aber nicht jedem kaufe ich das ab, was er erzählt. Hört sich hart an? Klar, ist es! Die Wahrheit schmeckt den meisten natürlich nicht.

Angriffe auf der Straße sind brutal und rücksichtslos. Gewalt wird es immer geben, nur ist dies wohl nicht jedem bewusst. Wenn Du in deinem Freundeskreis Menschen hast, die in Berufen, wie z.B. der Polizei oder im Sicherheitsdienst arbeiten, kannst du ja mal nachfragen, was in einer „normalen“ 8 Stunden Schicht alles so los ist und wie häufig diese Menschen es mit Aggressivität und Gewalt zu tun haben. Die Träumer werden sich wundern. Erfahrungen mit Gewalt prägen, und bringen einen sehr schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Die Gewaltbereitschaft, mit der man in bestimmten Sektoren konfrontiert wird, ist erschreckend hoch und allgegenwärtig. So sollte man sich auch der Bereitschaft zur Gewalt bewusst werden. Aus der Perspektive des Gegenübers, sowie der eigenen. Das Wort, ist in der Gesellschaft wohl eher negativ behaftet, gerade in der ja so „zivilisierten“ westlichen Welt. In einer körperlichen Auseinandersetzung, bei der Leib oder gar Leben in Gefahr ist, ist die Bereitschaft zur Gewalt ein notwendiges Mittel. Oder hat es schon mal jemand erfolgreich geschafft, eine einschlagende Faust wegzudiskutieren. Oh ja stimmt, da gibt es so ein paar in diesem Internet, die können das.

Wir unterrichten in der Akademie für WingChun primär das was zu tun ist, wen jegliche Form des friedlichen Miteinanders, von der Gegenseite überschritten worden ist. Und das dann in aller Konsequenz. In der der Reihenfolge vom Härtesten zum Schwächsten Mittel. Genauer gesagt: Schlagen – brechen – hebeln / fixieren. Beginnt eine körperliche Auseinandersetzung, geht es darum, in einem Bruchteil von einer Sekunde eine Entscheidung zu treffen. Wer lange zögert, spielt die Karten dem Gegenüber zu und verliert wertvolle Zeit. Das beurteilen einer Situation geschieht während einer Auseinandersetzung immer wieder neu. Ab vier Folgeideen wird es schon sehr unrealistisch. Außer man fummelt mit vielen Techniken und Schlägen wirkungslos an seinem Gegenüber rum. Aber Moment, da in diesem Internet, da können das ja auch welche.

Um mal wieder zurück zum Grundgedanken zu gelangen, wofür Kampfkünste eigentlich geschaffen worden sind, sollte man sich ernsthaft wieder mit dem Thema Selbstverteidigung auseinandersetzen und dieses ganze Hollywood und geyoutube mal kritisch hinterfragen und einfach nur mal logisch denken. Gute Systeme zur Selbstverteidigung gibt es in der Tat, nur die träumerische Interpretation mancher Übungsleiter, Lehrer,  Meister wirft eben auch ein schlechtes Licht auf all diejenigen, die schon mal frische Luft in der Realität geschnuppert haben und ihre Schüler dementsprechend auch darauf vorbereiten.

It was all dream, i used to read martial-art magazine …..

Sifu Andrej Johann 15.01.2018